Aus dem Sanella-Album Australien Neuseeland

=========================================

Seite 16

"Das ist das Muschelfleisch", lacht Mr. Williams, bei dem ich für ein paar Tage bleiben werde. "Es verwest am Strand. Uns interessieren nur die Perlen und - was vielleicht noch wichtiger ist - die Muschelschalen, das Perlmutt. Perlen sind nur in einigen Muscheln, aber Schalen haben sie alle. Schau dir mal die Straße an!" Donnerwetter - feine Leute sind das hier in Broome! Selbst die Straßen bestehen aus Perlmutt; und es fährt sich gut darauf! Am nächsten Morgen schwimme ich mit einem Perlenlugger - das sind starke Boote, die schon mal einen Wirbelsturm vertragen können - hinaus aufs Meer. Die Besatzung ist zusammengewürfelt: Der Steuermann ist ein Malaie, der Taucher Japaner und die übrigen Inder. Aber anscheinend verstehen sie sich gut. Wir machen gute Fahrt. Das Wasser rauscht am Bug, und die Segel sind prall gefüllt. Auf einmal ruft der Japaner dem Steuermann etwas zu, was ich nicht verstehe. Das Ruder wird herumgelegt. Wir bekommen jetzt den Wind genau von vorn. Die Segel flattern und werden schnell eingeholt. "Jetzt Taucher ins Wasser gehen!" erklärt mir der Malaie.

.

Der Japaner hat schon mit Hilfe der anderen den Taucheranzug angelegt. Dann wird er in eine Art Stuhl gesetzt, an dem lange Seile befestigt sind. Ganz zuletzt bekommt er den Taucherhelm auf. Luftschlauch und Signalleine werden noch einmal sorgfältig geprüft, und dann gleitet der kleine Japaner langsam in die Tiefe. Luftblasen steigen auf. "Hier Wasser über 40 Meter tief. Taucher Muschelbänke suchen. Wir ihn schleppen langsam über Grund von Meer. Wenn Muscheln finden oder dickes Gefahr, er Signal geben. Tauchen viel gefährlich hier. Felsen und lebendiges Wasser!" Ich weiß nicht recht, was der Steuermann mit "lebendigem Wasser" meint. Aber da er beim Erzählen fürchterliche Grimassen schneidet, ist es sicher nichts Angenehmes. Der Lugger hat auch einen Motor, der jetzt angeworfen wird. In langsamer Fahrt geht es an der Küste entlang. Ab und zu wird an der Signalleine gezogen. Dann stoppen wir oder wechseln ein wenig den Kurs. Der Malaie erzählt von der Perlenfischerei - von den Gefahren und Lockungen. 1917 fand man die bisher größte Perle bei Broome. Sie hatte einen Wert von etwa 300000 Mark und war so groß wie ein Sperlingsei. - Früher wurden die Perlmuscheln von Australnegern heraufgeholt, ohne Hilfsmittel, aus 18 und 20 Meter Tiefe. Aber dann verdrängten die Japaner sie mit Taucheranzügen und seefesten Booten. Heute sind die meisten Taucher in Broome Japaner, die mit ihren modernen Ausrüstungen bis zu 50 Meter tief tauchen können. Hallo - was ist denn das? Neben unserem Boot steigt wie Dampf ein feiner Sprühregen auf. Ein eigenartiges, gurgelndes Geräusch ist zu hören. "Ein Haifisch!" schreie ich aufgeregt, als ich einen länglichen braunen Kopf im Wasser sehe. " Aber der Malaie lacht nur. "Nix Haifisch. Das sein Seekuh. Dort drüben Weideplatz."

.

Bildrückseite 14

Bildrückseite 15